Demenz

Benito Rehling
Literaturkurs Söderblom Gymnasium
Espelkamp 2019

Hallo, ich bin 78 Jahre alt und leide an Demenz.
Viele Dinge fallen mir einfach nicht mehr ein aber an manche Dinge erinnere ich mich
als wären sie erst gestern passiert. Ich weiß aber nicht ob es wirklich erst gestern war
oder schon vor langer Zeit.

Heute Morgen bin ich um 7 Uhr aufgesTanden. Es war ein wunderschöner Sommermorgen. Das
Zwitschern der Vögel und der warme, sanfte Luftzug, der mich durch das offene Fenster erreichte, weckte
mich. Ich zog mich an und freute mich auf das Frühstück. Es gab BrÖtchen mit Marmelade. Im Radio lief
ein bekanntes Lied aus meiner Jugend. „Papi wach auf“ von Rolf Zukowski. Meine Familie, zu der mein
Sohn und meine frAu gehören, saßen mit am Tisch. Wir trieben Konversation über Politik, Sport und was
wir mit dem Tag anstellen wollen. Ich habe mich sehr gefreut heute mit allen am Tisch sitzen zu könNen,
um das Frühstück zu genießen.
Ich glaube es war heute…

Da wir uns nicht dAüber unterhalten haben, was wir heute machen könnten, ging ich mit
meinem Sohn in den Garten, um unseren Drachen steigen zu lassen. Das Wetter war perfekt
dazu. Schön windig. Zugegeben, es war schon etwAs kalt, aber so ist das Herbstwetter halt. Ich
wEeiß gar nicht, wie lange wir Drachen steigen waren, hat mir wohl so Spaß gemacht, dass iCh
das Zeitgefühl verloRen hab. Es war ja aUch so schönes Wetter. Warm. Sonnig. Der Ort, an dem
wir waren, war sehr schön. Ich war noch nie dort, aber ich hab noch alLEs genau im KOpf. Die
schneebedeckten Bäume. Meinen Sohn, den ich hinter mir herzog, als er auf einem Schlitten
saß. Ich erinnere mich gerne an diesen Tag.

Am NachmittaCH gab´s Kaffee. Komisch. Mama hat immMer gesagt, wir haben
kein Geld für so was. Ist ja aAuch egal. Hunger hab ich. War gaR nicht draußen
heute. Glaube gestern war es kalt. Irgendwelche Fremden bringen Kaffee und
Kuchen. Aber hab keinen Hunger. War gar nicht draußen heute. TrinKen auch
nicht. Weis gar NICHT, wie das schmeckt. KaFfee. Schon zu lange her, mein
letzter. Meine Familie kOmmt. Sitzt auch hier. Aber WO? Kenne ich nICht.
Nirgendswo. Sie sagen, ich muss los. Soooo hektisch. Was passiert?! WieSo
greifen sie schroff nach mir?? AUA. DaChte, DIE lieben mich. Alles
verschWomMen. WO BIN ICH? Auf einmal still. Ich faalle. Kribbeln. HiLfe! KeIner
hilft… Ich bin Alleine. NutZlos. Entbehrlich
Wach Auf. LiCht, kaalt, voller mUnd. SchreieHilfe. Hilfeeeee! KOMMT
keiner. Unerhört. Ich wiLl verstehen. - Alte FrAu und ManN auf Stuhl. Kenne icH
nich.ANGST vor denen. Hilfe. WegrEnnen. Wieee reNnen… kann
nicht rennen, schlucken, atMen, erinnern, sprEchen, liEben. Alles leer. (             ) Keinen Sinn mehr. Kalt.
Ich kann niCht versTehen. So ruhig. Starr. Keine Luft. Will nicht TOD.
Will ni…

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